Eine wiederentdeckte Bürgerkönigsscheibe von 1931, Leihgabe der Familie Wiegmann
Der
Ablauf des Schützenfestes
In der Rangordnung vom Oberst bis hin zum Schützen
bildet man eine unbesiegbare Front gegen ungebetene Eindringlinge, z. B. aus
Stadthagen oder Steinhagen oder sogar aus dem Hessenland, bis man sie
erfolgreich in die Flucht geschlagen hat. Alle Jahre wieder wird in Erinnerung
an die wackeren Kämpfe des Mittelalters und an die Tradition angeknüpft, die
nun jegliche Ernsthaftigkeit eines Feindbildes verloren hat; dafür aber von kämpferischem
Geist im Schießsport getragen wird und mit Humor, Spaß und guter Laune gewürzt
ist.
Das Steinhuder Schützenfest findet alljährlich
immer mehr Anhänger und selbst am Montagvormittag, wenn in den bunten Festwagen
und einem großartigen Umzug die überschwängliche Freude über das siegreiche
Vertreiben der Eindringlinge zum Ausdruck kommt, sind alle Steinhuder und unzählige
Besucher aus den umliegenden Ortschaften und hiesige Urlaubsgäste auf den
Beinen, um dieses Spektakel zu erleben.
Diese Tradition, die stimmungsvoll und mit Hochlaune
gefeiert wird, findet ihren Höhepunkt in der Proklamation der neuen Könige.
Die Könige waren in der Vorzeit der Ausdruck kämpferischen Mutes und Leistung.
Als äußeres Zeichen ihrer Würde, die mit den besten Schießergebnissen auf
die Königsscheiben verbunden sind, erfolgt das Scheibenannageln bei den neuen
Majestäten.
Damit nimmt das Schützenfest alljährlich seinen Auftakt. Bereits beim Ausmarsch zu den Königen wird deutlich, dass nichts tierisch ernst genommen wird. Wer zu sehr über die Stränge schlägt, wird maßvoll „verdonnert“, zumeist mit ein bis zwei „Doppelten“ oder auch mit lauwarmer Buttermilch. Letzteres ist wohl die schlimmste Strafe, die einem wackeren Schützen vor der Front des Bataillons widerfahren kann.
Scheibenannageln 2003
Im Verlaufe des Festes wird das gesellige
Beisammensein bei Musik und Tanz gepflegt und es finden sich immer wieder Anlässe,
die dann entsprechend gefeiert und begossen werden. Solche Anlässe sind auch
Beförderungen und Ehrungen. Den Abschluss der feierlichen Ehrungen im Festzelt
bildet dann der „Große Zapfenstreich“ an der Friedenseiche, der immer
wieder viele hundert Zuschauer anlockt. In einem unvergleichbaren Zusammenspiel
zwischen dem Steinhuder Musikzug und einem Blasorchester wird diese
Darbietung ein herausragendes Ereignis. Nach dem Rundmarsch beginnt der Kommers
im Festzelt mit Musik und Tanz bis zum frühen Morgen.
Am Sonntag, dem zweiten Festtag, laden die Majestäten
morgens zum Königsessen ein und auch bei den Zügen wird ebenfalls ein Essen in
den Standquartieren eingenommen. Danach erfolgt der Einmarsch zum Sammeln in der
Graf-Wilhelm-Straße. Auch die Schützenvereine aus Großenheidorn und Wunstorf,
sowie die Offiziere aus Hagenburg sind an diesem Tage recht zahlreich unsere Gäste.
Nach der Begrüßung durch den Oberstleutnant und den Oberst mit den Adjutanten,
werden vom Kompanieführer Mitglieder aufgerufen, die durch ihr Verhalten
aufgefallen sind. Dieses zieht in den meisten Fällen eine Verdonnerung mit 1-2
Klaren nach sich. Nach dem Rundmarsch durch den Ort, feiern wir mit unseren Gästen
im Festzelt ein gemütliches Beisammensein. Danach spielt die Kapelle zum Tanz
auf.
Der Oberstleutnant und der Oberst mit Adjutanten beim
Antreten des Schützenbataillons
Den absoluten Höhepunkt bildet in jedem Jahr der Schützenfestmontag.
Dieser ist ganz sicher der Haupttag, an dem alles, was Beine hat, unterwegs ist.
Wochenlang haben sich der 2. und der 3. Zug, der Damenzug sowie die Schützenjugend
in pausenloser Fleißarbeit auf den großen Auftritt vorbereitet.
Wagenbau der Schützenzüge zum historischen Umzug:
Damenzug "Wohin mit dem Müll" 2003 2. Zug "Steinhuder Geschäftswelt 1960-2003" 2003
3. Zug "Steinhuder Windmühle mit
Biergarten" 2003 Die "Königskutsche"
Die "Seniorenkutsche" 2003 Der "Krankenwagen"
Es ist nur verständlich, dass die Schützen nach
zweitägigem, harten Kampf etwas ermüdet sind. Daher werden für Montag die Bürger
in schwarzem Rock und glänzendem Zylinder zur Verstärkung aufgeboten. Nach
einem Frühstück in der „Festung Pickert“ – bei dem die kleinen und die
großen „Geschütze“ zum Schweigen gebracht werden, – marschieren die Bürger,
mit Hellebarden, Schwertern und Spießen bewaffnet, gegen 9.00 Uhr zum „Außendepot“
an der Strandpromenade. Hier wird „scharfe Munition“ in Empfang genommen.
Das Bürgerbataillon 2003
Danach sammeln sie sich mit den Schützenzügen und
deren Festwagen in der Graf-Wilhelm-Straße. Beim Antreten zum Umzug wird zunächst
die Meldung der Teilnehmer an den Oberstleutnant mit seinem Adjutanten und
danach an den Oberst mit seinem Adjutanten abgegeben, die hoch zu Pferde unter
den Klängen des Präsentiermarsches die Front des Bataillons abnehmen. Anschließend
werden alle Umzugsteilnehmer und die Gäste ganz herzlich begrüßt.
Die Züge haben sich ein aktuelles Thema ausgesucht
und sind Wochen damit beschäftigt gewesen, dieses in Form eines Festwagens
vorzubereiten und mit der entsprechenden Verkleidung der Zugmitglieder
darzustellen. Neutrale Personen nehmen eine Prämierung dieser Züge vor.
Nach den nötigen Appellen und Musterungen –
Disziplin muss sein, einige Schützen werden wieder den Krankenwagen aufsuchen müssen,
– setzt sich der Zug zum Ausmarsch in Bewegung. Nach dem großen Rundmarsch
ist ein gemeinsames Essen im Festzelt vorgesehen. Dabei werden vom Oberst und
von den Repräsentanten des öffentlichen Lebens Reden gehalten und auch einige
Ehrungen vorgenommen.
Kurz darauf beginnt das Kinderschützenfest. Der
Aufstellung auf dem Schulhof folgt der Kinderrundmarsch durch den Ort und
anschließend ist Kindertanz im Festzelt.
Abends beginnt der Tanz für alle bis in die frühen Morgenstunden.